Das Buch und Ich

Von , am in merkwürdig

Bücher wollen dass man in sich ruht. Nur so können sie gelesen werden. Ein ungelesenes Buch ist ein Verlust. Nichts anderes als eine Ansammlung von Worten auf Papier in Druck. Das Buch bedarf der Kraft der Vorstellung des Lesenden. Nur so beginnt es zu leben. Nur so ergeben die kunstvollen Verkettungen des Schriftstellers einen Sinn. Auch bedarf das Buch der ungeteilten Konzentration seines Lesers. Es bedarf nach dem unbedingten Willen zu einem Dialog. Ähnlich wie bei zwei Menschen die allein auf einer Party herum stehen vielleicht. Umgeben von Fremden mit Artikulationsschwierigkeiten und Beischlafabsichten. Zwei geistig verhungerte Individuen auf der Suche nach – ja auch auf der Suche nach Beischlaf – aber vor allem auf der Suche nach einem intelligenten Gespräch. Der Wunsch nach Invest an Zeit, Konzentration und geistiger Versenkung eint die beiden. Nach einer noch verklemmten Einleitung – häufig begleitet von zwei Zigaretten und zwei Wein – befinden sich die beiden in einem warmen kontemplativen Dialog. Bestenfalls wird es immer wärmer.

Ich weiß nicht wie es bei Ihnen ist aber mir ergeht es so mit den besten Büchern. Mich einsam fühlend in einer Welt voller Chaos entdecke ich ein Buchwerk das ich bis dato noch nicht kannte. Der erste quer gelesene Satz verändert an Ort und Stelle mein Leben. Ja, Sie haben mich richtig verstanden. Ich lese nur Bücher die sofort mein Leben verändern. Alles andere ist Schund und findet nicht einmal in meinem Augenwinkel eine Erwähnung. Nach der angelesenen Offenbarung kann ich auch wirklich nicht mehr an mich halten. Stadt, Straße, Mensch und alle anderen Gegenwartszeichen hinter mich lassend kehren das Buch und Ich ein. Mit einem vorangestellten Zitat versetzt das Buch mich in die Stimmung der Welt vor dessen Schwelle ich nun stehe. Ich kapsle mich von den Ungereimtheiten meines Umfeldes ab. Lese. Lese weiter. Lese tiefer. Dringe durch die Zeilen. Höre zu. Antworte. Deliriere Inhalte. Empfinde Sätze. Werde Komplize. Fülle Leerstellen. Gebe Paradigmen auf. Komme an Gefühle heran die ich verschüttet zu sein glaubte. Das Buch und Ich. Und dann passiert es. Nach zwei handvoll gelungenen Seiten lehrt mich das Buch die Welt von einem anderen Punkt der Erde aus zu betrachten.