Das Leben ist schön und der Mensch ist nicht viel darin

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Meret Becker ist eine tolle Schauspielerin, sie liest vom Blatt: Unser Leben ist soviel schöner geworden! Wir alle sind so empathisch und fürsorglich und geben aufeinander acht, das ist so schön. 

Es ist so schön, in aller Ruhe in der Bölschestraße spazierenzugehen, wo endlich kein geschäftiges Treiben mehr herrscht. Zwischen den Pflastersteinen an der Buchhandlung macht sich der Löwenzahn breit, die Welt ist immer Lebensraum, sagt Emanuele Coccia (Die Wurzeln der Welt, dtv, 10,90 Euro), und der Mensch ist nicht viel darin. 

Der Korsch-Verlag hat gerade seine Kalender-Kollektion für 2022 auf den Markt gebracht, die Meerblicke (5,95 Euro) mit Ansichten von Nord- und Ostsee zeigen menschenleere Landschaften, einzelne Strandkörbe stehen verlassen da. Was sind das für Zeiten, wo eine Reise ans Meer fast ein Verbrechen ist.

Dass sich die Tatortdarsteller in ihre Berliner, Hamburger und Münchener Vorortvillen eingeschlossen haben, hat übrigens in Deutschland mehr Todesfälle verhindert, als die Seuche Opfer gekostet hat. Das Statistische Bundesamt teilt mit, dass im Februar und März 2021 deutlich weniger Menschen gestorben sind als im Durchschnitt der fünf Jahre zuvor. Auch die suizidale Neigung der Deutschen ist bislang nicht stärker geworden.

Was schlimm ist: nicht sterben zu können zur rechten Zeit, sondern am Leben bleibend zu verzweifeln. Gegen den Überlebensfrust schreibt die Unternehmerin Sina Trinkwalder an (Im nächsten Leben ist zu spät, Knaur, 10,99 Euro): Der Unterschied zwischen positivem und optimistischem Denken ist die Realität. …

Das Problem ist gegeben, was aber können wir daraus machen?

Eine der letzten Kundinnen riet mir neulich, den Löwenzahn zu jäten. Ich achte ihn aber und lasse ihn wachsen.