Verrückt

Von , am in angesagt

Einige Leute, also vor allem gut situierte, tragen die Sprechblase vor sich her, sie erwägten aus Deutschland auszuwandern, weil die Zustände hier immer unerträglicher würden. Denen entgegnete ich gerne, dass die Tendenz nach Rechts in unserem Parteiensystem immer noch weniger stark ausgeprägt sei als in allen unseren Nachbarländern (außer Luxemburg).

Das Auftreten der sogenannten AfD hat immerhin den Vorteil, dass man die Positionen der Rechten nun erkennen kann und sich davon distanzieren, wenn man sich mit dem durchaus mangelhaften demokratischen Rechtsstaat arrangiert hat.

Man sollte auch nicht davon absehen, die Verrücktheiten der herrschenden politischen Klasse zu kritisieren, weil durch diese Kritik die Rechten Wasser auf ihre Mühlen bekommen könnten. Verrückt ist nun die Geltung des neuen Tariftreuegesetztes: Dieses ist gut gemeint, denn Firmen, die Ihre Angestellten anständig behandeln, verdienen es durchaus, bei der Vergabe staatlicher Aufträge bevorzugt zu werden. Ausgerechnet für das militärische Beschaffungswesen gilt dieses Gesetz jedoch nicht! Damit wird doch suggeriert, dass das Gesetz die Auftragsvergabe verzögere; es kommt einem wie eine lästige Pflichtübung vor. Die Aufrüstung wird nun also forciert, da unser Vaterland mit dem russischen Imperialismus konfrontiert gilt; wenn Munitionsfabriken aus dem Boden gestampft und Bundeswehrkasernen in Schnellbauweise errichtet werden, stört die Tariftreue sehr.

Ich finde das verrückt. Aber vielleicht bin ich auch verrückt.