An Kleists Todestag

Von , am in angesagt

Heute besuche ich das Grab von Henriette Vogel und Heinrich von Kleist am Kleinen Wannsee; zur Mittagsstunde ist es in das Sonnenlicht getaucht.

Im Regionalexpress Richtung Wannsee ruft jemand „leselieber“! Es stellt sich heraus, dass in dem Zug ein Herr aus Friedrichshagen reist, der mich als den Buchhändler erkannt hat. Was denn mit meiner Buchhandlung sei? Die Firma existiere noch, erwidere ich, vielleicht komme noch einmal ein Frühling, an dem ich ein kleines Ladengeschäft eröffnen werde …

Ob wohl eine Buchhandlung wie in der alten Zeit, als das Internet noch nicht Alles verseucht hat, ein Publikum finden könne? Wenn ich an mein großes Geschäft in der Bölschestraße 79 denke, muss ich mir eingestehen, dass ich sie ohne Zugeständnisse an den viralen Massengeschmack nicht erfolgreich hätte betreiben können. Das Werk Heinrich von Kleists blieb nahezu unberührt im Regal stehen.

Bekanntlich entspricht der Erfolg nicht der Leistung. Bestseller zu verbreiten ist es nicht, was ich geleistet habe, sondern Menschen für die oftmals schmalen, daher intensiven Werke von Autoren zu begeistern, die sie in meiner Buchhandlung erst entdeckten; ich nenne hier die bereits verstorbenen Dabit, Jabès, Jaccottet, Perec, Valéry.

Die Pointe meines heutigen kleinen Aufsatzes ist es, dass ich zum Schluss ausschließlich französische Autoren erwähne. Sollte dieser Aufsatz ein Gedenkblatt für Heinrich von Kleist zu seinem Todestag sein, so muss daran erinnert werden, dass der Preuße alles Französische mit leidenschaftlichem Hass überzog.