Das leben ist so riskant
wie es verzweigt ist
baumwipfel und astspitze
sind bloß der anfang
dann kommt der westwind und beugt
und der nordwind und dreht
dann fleht der sonnenschein
und wir alle klettern hinauf
wir sind wie jede
grün wachsende maschinerie
fahren auf der tageslichtstrecke
ins dunkel
Es ist das Gedicht, welches mir das Auskommen als Buchhändler ermöglicht hat. Hier also eines von Grace Paley, deren von Mirko Bonné besorgte Sammlung Manchmal kommen und manchmal gehen (Schöffling, 20 Euro) nach wie vor in meinem Bestand sich befindet.
Ein weiteres Exemplar, so bin ich mir sicher, schmückt die Bibliothek von Frau Baum*, einer Buchkäuferin, die ausschließlich Buchhandlungen besucht, welche über eine Lyrik-Abteilung verfügen. Eine meiner liebsten Kundinnen naturgemäß.
Noch ist die Lyrik hier. Also freue ich mich auch auf Ihren Besuch!
(* Name geändert)
Eine Kundin hat das Bändchen von Hermann Hesse bestellt und ich blättere darin.
Es ist eines der Bücher, die seit Jahrzehnten im Buchhandel präsent sind: „Hallo, Mister Gott, hier spricht Anna“ (Fischer Taschenbuch, 11 Euro). Anna ist, nicht viel anders als der kleine Jesus, ein Findelkind, das mit seinen weise-witzigen Bemerkungen die Erwachsenen immer wieder in Erstaunen versetzt, wenn nicht gar aus der Fassung bringt.
„Ich aber meine, dass man die Bücher, die während der Zeit ihres Entstehens nicht gelesen werden müssen (und zwar: von unsereinem nicht gelesen werden müssen), später nicht mehr für die bedeutendsten halten wird und vielleicht überhaupt nicht für bedeutend. (Später, wenn das Geschwätz — »den Geist der Epoche ausdrücken« und so; als ob die Aufgabe der Literatur darin bestünde, mit Radio, Film und Presse zu wetteifern — wieder einmal vorüber sein wird.)“