Alltag und Exzess

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978-3-257-21266-2

Ian McEwan gehört zu meinen Lieblingsautoren, doch wenn ich mich für ein Buch von ihm entscheiden müsste, wäre es keines seiner abgerundeten, allzu perfekten neueren Werke wie „Saturday“ oder „Solar“, sondern dieser frühe radikale, ungestüme Roman. „Sie schlafwandelte von einem Augenblick zum nächsten, und ganze Monate glitten erinnerungslos vorüber, ohne die mindeste Spur ihres bewussten Willens zu tragen“, heißt es von Mary, die neben ihrem Ehemann den Urlaub in Venedig verbringt. Doch der ersehnte Ausbruch aus dem gewöhnlichen Alltagsleben wird sich als Exzess erweisen, der tiefste Verletzungen zurücklässt, die unheilbar scheinen.

Am Ende verspricht ihr nun doch seine „Alltäglichkeit“, das Leben bestehen zu können,  „und der Klang ihrer eigenen Stimme“ vermag wohl die schreckliche Erinnerung zu übertönen.