Sibylle Lewitscharoff (1954-2023)

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Wo sie eine Meinung hatte, war sie schwach: „Mein von außen mir anbehauptetes Ich, dieses ekelerregende stinknormale Ich-Ich-Ich, kann gar nicht anders, als auf schwatzhafte Weise seine dürftige Existenz zu behaupten“, sagte sie zu ihrer Aufnahme in die Berliner Akademie der Künste.

Ihr „Wider-Ich“ nannte sie das, was sich durch sie äußerte: in ihrer Kunst war sie groß, den Alltag zu überwältigen, sie knüpfte ein Gewebe aus Träumen und Hirngespinsten. 

Die ererbten „Familien verdienen es, vernichtet zu werden“, sagte sie. In ihre „kopfkissenerzeugte“ Verwandtschaft hingegen versetzte sie sich mit Lust. In der kurzen Akademie-Rede, welche im SINN UND FORM-Archiv zu finden ist, deutete Sibylle Lewitscharoff somit die Ahnenreihe an, welche sie sich angeeignet hatte: sie reichte von Heimito von Doderer bis zu Robert Gernhardt. 

Nun hat die große schwäbische Schriftstellerin und (un)heimliche Romantikerin ihre irdische Existenz beendet.