Ein Held unserer Zeit

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Mit seinem neuen Roman beweist Stephen King wieder einmal, dass er als einer der bedeutendsten Gegenwartsautoren der USA gelten kann. Er erweist sich als ein Analytiker der zerbröselnden nordatlantischen Zivilisation. Die Zivilisierten und die Barbaren auseinanderzuhalten, ist in dieser Gesellschaft kaum mehr möglich. 

Billy Summers (Heyne, 26 Euro) ist ein ausgebildeter Scharfschütze. Er hat Dienst im Irakkrieg getan — eine gute Voraussetzung, um sich wieder in der Heimat durchzuschlagen: Einen letzten Auftrag möchte der professionelle Killer noch ausführen, bevor er sich mit zweieinhalb Millionen Dollar zur Ruhe setzen kann. Doch einiges geht schief, das Leben durchkreuzt den Plan.  (mehr …)

Alles lecker

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Walter Kempowski, ein Meister der Sottisen, vertraute am 9. März 1991 in Nartum seinem Tagebuch an: Wegen „Sonnabend“ und „tschüs“ hassen uns die Süddeutschen. Gegen „gell“ habe ich nichts. Bei „lecker“ scheiden sich die Geister. 

Was zu der Frage führen mag, ob in Norddeutschland kein Hafer mehr wächst. Stefan Gärtner hat einmal Hafermilch probiert, die aus „lokalem Anbau“ italienischer Bio-Landwirtschaft herbeigekarrt wurde; die ist, steht auf der Packung, „für dich, für die Umwelt, für den leckeren Geschmack“. Er nimmt dann das Wort „lecker“ zum Anlass einer Analyse zeitgenössischen Sprachgebrauchs: weil sie so schön nach Kindermund und -seligkeit klingen,  sind diese zwei Silben der Konsumdemokratie zugeeignet, der wir uns tagtäglich beigeben. Akklamation ist der Grund der Terrorsprache, welche Gärtner in seinem Wörterbuch des modernen Unmenschen unter die Lupe nimmt. 

Wie wir uns (im wahrsten Sinne des Wortes) entmündigen, indem wir uns die Werbesprache zueigen machen, zeigt der Autor an weiteren Beispielen von „Alles gut“ bis „zeitnah“. Wenn ich „wir“ sage, mache ich schließlich Reklame für dieses reizvolle Buch.

Nun sage ich, denn ich bin ein Kind des Schwabenlandes, „tschüssle“ und auf Wiedersehen in meinem Buchladen, in dem ich Ihnen Gärtners Buch „gerne“ verkaufe. 

Zwischen Anpassung und Auflehnung

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4ed05f0ff5Ein wirklicher Einblick in das Leben und Schicksal einzelner Menschen in der DDR – das ist es, was einem oft fehlt, wenn man die deutsche Teilung nicht miterlebt hat und sonst nur als Daten und Fakten aus dem Geschichtsunterricht kennt. Umso besser gelingt es Klaus Kordon in seinem autobiographischen Roman „Krokodil im Nacken“ Geschichte zu vermitteln, indem er eine Lebensgeschichte erzählt. Authentisch und ehrlich erhält man so eine Vorstellung vom ostdeutschen Alltag, den Stasi-Verbrechen und mittendrin geht es um Manfred Lenz, der zwischen Anpassung und Auflehnung versucht, seinen eigenen Weg zu finden. (mehr …)

Wissenschaft als Beruf

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10001„Sagen Sie in der Küche, sie sollen die Gänseleber rösten, mit einem Apfel und einer Zwiebel!“ Der Astronom Giordano Bruno ist auf Seite 116 bzw. im Jahr 1637 schon lange tot, gestorben als Märtyrer der Wissenschaft, die sich zu Beginn des 17. Jahrhunderts mit der Kirche anlegt. Die Forschungen zur Himmelsmechanik, die aus göttlichen Gestirnen simple Stein- und Gaskugeln machen, die irgendwo in einem unermesslichen Universum um irgendwas kreisen, sicher nicht um die Erde, passen der katholischen Kirche natürlich gar nicht. Was heute selbstverständlich ist, war damals eine Bedrohung für die geistige und weltliche Allmacht der katholischen Kirche. (mehr …)