Am Lesen bleiben

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Ich lese, um meine Gegenwart zu erkennen. Nun habe ich nach langer Zeit einmal wieder Thomas Manns „Zauberberg“ aus dem Regal gezogen; mein Lesezeichen steckt mittendrin an einer Stelle, an der Hans Castorp räsoniert, dass Sterbende ohne weiteres und in Permanenz wie Geburtstagskinder zu behandeln seien“.

Ja: in diesen Tagen beginnt trotz alledem der Frühling und jeder Tag verspricht ein sonniger Tag zu werden. Die Blumen blühen auf und die Vögel bauen große Nester! Und jeder Tag  erschafft ein neues Bild, und jeden Tag erklingt ein Konzert.

Letzte Exemplare!

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In Zeiten, in denen die Menschen emsig mit Hamsterkäufen beschäftigt sind, muss ich darauf hinweisen, dass nur noch wenige Exemplare der Prachtausgabe von „what if?“ (für nur 10 Euro) vorrätig sind! Das Buch enthält zahllose wirklich wissenschaftliche Antworten auf vermeintlich absurde hypothetische Fragen.

Eine dieser Fragen hat nun ungeahnte Aktualität erlangt: Wie wäre es mit einer weltweiten Quarantäne, um der sogenannten Corona-Epidemie Einhalt zu gebieten?

„Die Erde ist groß, aber es gibt auch eine Menge Leute. Wenn wir das gesamte Festland gleichmäßig aufteilen, bekommt jeder von uns ein wenig mehr als zwei Hektar, und die nächste Person würde 77 Meter entfernt stehen“, heißt es in dem Buch.

Wenn Sie also bei mir einkaufen wollten, könnte ich Sie mit bloßem Auge entdecken: Sie würden nämlich vor der Dresdner Feinbäckerei stehen. Schade aber, dass es die Rohrpost nicht mehr gibt.

Eine Erinnerung

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Der Aufbau-Literaturkalender enthält die Geburtstage der bedeutendsten Autoren, am heutigen 4. Februar steht Werner Schwab drin, dessen Fäkaliendramen immer hier sind, weil sie kein Mensch kauft. Ich schlage das Buch gelegentlich auf und muss lachen an jeder Stelle, an der ich anfange zu lesen. Am heutigen 62sten Geburtstag Werner Schwabs, der in einer Silvesternacht Ende des vorigen Jahrhunderts ums Leben kam, bemerke ich, wie alt ich geworden bin. Es ist nun bald dreißig Jahre her, dass ich dem Autor (ein Riese war er) in  der Wiener Porzellangasse begegnet bin in dem legendären Schauspielhaus, in dem seine Stücke zur Uraufführung gelangten.

Wald und Welt

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Friedrichshagen ist ein besonderer Ort in diesem Groß-Berlin, zu dem es seit hundert Jahren gehört. Es ist reichlich umgeben von Seen und Wäldern. Elisa kennt sich da besonders gut aus, denn sie ist die Tochter des hiesigen Försters. Eine talentierte Künstlerin, die ihre Kreativität weitergibt; ihr Buch enthält zahlreiche Vorlagen zum Nachzeichnen. Holen Sie sich das Buch hier, holen Sie sich den Wald aufs Papier!

In dem Berlin-Buch von Jens Mühling, der alle 96 Ortsteile der Hauptstadt erkundet hat, kommt unser Friedrichshagen richtig gut weg. Zu verdanken ist das vor allem der bezaubernden Antiquarin Katrin Brandel, die das reiche kulturelle Erbe dieses Ortes hinter der Weltstadt hütet: Ein Besuch in ihrem Dichterkreismuseum lohnt sich immer wieder!

Wenn Sie hingegen nach aktueller Berlin-Literatur suchen, ist diese Buchhandlung die richtige Adresse für Sie!

Die Visite

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Heute ist der 90. Geburtstag von Hans Magnus Enzensberger und mir fällt auf, dass in der erneuerten Auswahl an Gedichten, die er aus diesem Anlass herausgebracht hat, immer noch mein Lieblingsgedicht enthalten ist mit einer Sentenz, die zum Lebensmotto taugt: Eine einzige unter fünfzehntausend Schattierungen der Farbe Blau fällt mehr ins Gewicht der Welt, als alles was Sie tun oder lassen.

Viele bunte Steine

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Ist Ihnen auch schon das neue bunte Logo der Sozialstiftung Köpenick aufgefallen? Es besteht aus vielen bunten Bausteinen. Die bunten Farben stehen für die Vielfalt der Stiftung mit all ihren Einrichtungen und Menschen, die dort leben oder tätig sind. Die Schriftstellerin Anna Seghers verbrachte ihren Lebensabend in einem Heim dieser Stiftung.

Ich freue mich, dass auch meine Buchhandlung zu einem kleinen Steinchen, nämlich zur Lieferantin der gefragten Fachliteratur geworden ist, welche das Leben von Menschen mit Behinderungen und Seniorinnen unterstützen soll.

Wenn Sie heute zu schreiben anfingen, …

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… wie würden Sie schreiben, hat Iris Radisch die große Ilse Aichinger vor über zwanzig Jahren gefragt, und im Lichte der beeindruckenden Lesung, die wir in dieser Buchhandlung gerade erlebt haben, Albrecht Selges „Fliegen“, erscheint mir ihre Antwort zeitgemäß:

Berichte schreiben, nichts Erfundenes. Genau sein. Kleine Dinge beobachten, Details. Punkte. Das Schreiben müsste punktueller sein. Ich wäre froh, wenn ich etwas schreiben könnte, das deutlich macht, dass diese Welt hilfsbedürftig ist.

Das Rowohlt-Taschenbuch mit Iris Radischs Schriftstellergesprächen habe ich immer hier.

Früher war „S“ nicht besser

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Am Bahnhof Ostkreuz können Sie in diesen Tagen eine besondere Erfahrung machen: Alle S-Bahnen, die am Bahnsteig stadtauswärts abfahren, kommen in Friedrichshagen an, bis Mitte November nämlich besteht ein 5-Minuten-Takt in Richtung Bölschestraße.

Nutzen Sie also die bequeme Anreise! Unsere neuen Öffnungszeiten sind sehr übersichtlich: Außer am Sonntag sind wir immer bis 18.30 Uhr für Sie da, also auch am Samstagnachmittag, an dem wir Sie vor oder nach dem Kinobesuch gerne begrüßen.

Ein Festival der Möglichkeiten

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Das internationale literaturfestival berlin bringt in diesen Tagen interessante Autoren aus aller Welt in die Stadt. Wir freuen uns daher, als Partnerbuchhandlung des Festivals, die Bücher im Schaufenster zeigen zu können, welche für Diskussionsstoff sorgen werden, es sind Titel von Ocean Vuong und Edouard Louis, Kathrin Passig und Nora Bossong, Didier Eribon und James Baldwin, Tommy Orange und Georgi Gospodinov.

Besonders hinweisen möchte ich auf Luiz Ruffato mit seinem Buch der Unmöglichkeiten, einem weiteren Teil der Vorläufigen Hölle, seiner großen Erzählung des Lebens der einfachen Leute aus der lusitanischen Welt, zu erleben auf mehreren Podien am Wochenende in Berlin-Mitte.

Ein Einkaufszettel

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Auf dem Gehweg vor dem Laden oder sogar am Kassentresen selbst bleiben gelegentlich Einkaufszettel (ja: die gibt es immer noch im Zeitalter digitaler Kommunikation!) liegen, heute fand ich den folgenden:

Kaffee, Zucker, Katzenstreu, Baudrillard-Buch, 75-Watt-Birne, Batterien, Wäsche usw.

enthält diese Liste für die allerdringlichsten Einkäufe  – Sie bemerken es: die Liste stammt aus einer anderen Zeit und Welt. Die Glühbirne ist ausgestorben. Und wer liest hier in Friedrichshagen Baudrillard?

Lesen können Sie diese Liste in einer der besten Broschüren über die Schriftstellerei, welche sich in meinem Geschäftsraum befindet. Sie stammt von Georges Perec, dessen Werkausgabe hier immer vorrätig ist.