Die tierische Freude der Traurigen

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Als ich kürzlich gefragt wurde, welches Buch ich am häufigsten gelesen habe, antwortete ich spontan: Madame Bovary. Die deutschen Ausgaben dieses unvergleichlichen Romans von Gustave Flaubert gehören zu meinen Sammelgebieten, im Buchladen steht immer die gerühmte Übersetzung von Elisabeth Edl (dtv, 16,90 Euro). 

Wenn ich tiefer überlege, gibt es jedoch ein anderes Buch, in welches ich mich viel häufiger versenkt habe: das sind die Aufzeichnungen des Hilfsbuchhalters Bernando Soares. Ich erinnere mich noch an den Ort, an dem ich meine erste Ausgabe von diesem Buch der Unruhe aus einer Bücherkiste gezogen habe; es war ein Modernes Antiquariat in der Nähe der Wiener Votivkirche. Heute nenne ich das Werk Fernando Pessoas in der gerühmten Übersetzung von Inés Koebel mein Eigentum (Fischer, 19 Euro) und immer wieder geht es über den Ladentisch meiner Buchhandlung.

Kein 13. Juni vergeht, ohne dass ich einen Blick in dieses Buch werfe, und jedesmal überrascht es mich neu: 

Die Sucht nach dem Absurden und Paradoxen ist die tierische Freude der Traurigen. So wie ein gewöhnlicher Mensch aus Lebensfreude Unsinn redet und aus Übermut anderen auf die Schulter klopft, schlagen die zu Begeisterung und Fröhlichkeit Unfähigen intellektuelle Purzelbäume und vollziehen so, auf ihre Weise, die Bewegung des Lebens. 

Wenn Sie weiter lesen wollen, dann teilen Sie mit mir die tierische Freude daran, dass dem Gedächtnis Fernando Pessoas ein Absatz in dem Buch über Die Bölschestraße gewidmet ist, welches Rolf Schneider im vorigen Jahrzehnt verfasst hat (be.bra, 12 Euro). Wie es dazu gekommen ist, das ist in diesen Webseiten nachzuschlagen …